Die Hälfte der Menschheit ist weiblich, von Gleich- berechtigung auch in Deutschland aber noch weit entfernt. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, paritätische Besetzung in Politik und Wirtschaft: Fehlanzeige. Niedriglohnarbeit als Treiber von Altersarmut, häusliche Gewalt an Frauen auf beängstigendem Level. Jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch die Hand ihres Mannes, Partners oder Ex.
Es ist mir ein Anliegen, Bewusstsein zu schärfen und Aufmerksamkeit zu schaffen für die Folgen von häuslicher Gewalt an Frauen, für das hohe Risiko der Altersarmut und für die paritätische Besetzung von Politikgremien und Führungsetagen. Wegschauen ist für mich keine Lösung!
Bärbel Riemann
Es begann mit dem Studienschwerpunkt „Gender Stu- dies“ in einer Zeit, wo es diesen Begriff in der Sozio- logie noch nicht gab. Parallel dazu war ich in der au- tonomen Frauen- und Lesbenbewegung aktiv. Anfang der 80er Jahre habe ich gemeinsam mit gleichgesinn- ten Frauen den Verein „Frauenwerkstatt Wiesbaden, Zentrum für Kommunikation und Bildung e. V.“ auf- gebaut und in der Folge entstanden die „Frauen-Bil- dungs-Räume“ und der „Mädchentreff Wiesbaden“. Die Gründung des „frauen museums wiesbaden“ war der Höhepunkt: 1997 wurde es mit dem Kulturpreis der Stadt Wiesbaden ausgezeichnet und 2020 als „Museum des Monats“ durch die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst für herausragende Ver- dienste gekürt. Vor diesem Hintergrund weiß ich, was es heißt, kulturpolitisch wirksame und zukunftsfähige Projekte zu entwickeln, umzusetzen und zu erhalten.
Beatrixe Klein
Das Frauenzentrum in Wiesbaden der 70er Jahre war ein Ort der sprudelnden Ideen, dort keimte die Vision vom Verein „Frauen helfen Frauen“. Als Mitgründerin habe ich ehrenamtlich viele Jahre im Vorstand gearbeitet. Frauen zuzuhören, zu beraten und zu unterstützen, das war mein Ziel. Und überhaupt über häusliche Gewalt offen zu sprechen! Damals war es eine Leistung, die Polizei zu überzeugen, Statistiken über „Familienstreitigkeiten“ zu führen und die Fakten an die Oberfläche zu bringen: Alkoholismus, Schläge, psychologische Gewalt –genau hier in unserer Stadt! Unser Verein hat sich für Frauen in Schwierigkeiten stark gemacht. Zusammen mit dem Frauenzentrum haben wir diskret Fahrten nach Holland zur Abtreibung organisiert und für ein geschütztes Frauenhaus in Wiesbaden gekämpft. Bis heute sind wir hier präsent und aktiv gegen alle Formen von Gewalt.
Bettina Bergmann-Remy
Als ehemaliges Mitglied der Lokalredaktion des Wies- badener Kuriers war ich als Journalistin für die Kom- munalpolitik und für die Bereiche Stadtentwicklung, Bauen, Verkehr, aber auch für gesellschaftliche und soziale Themen zuständig. Aus persönlichem Interesse habe ich die Entfaltung der Frauenbewegung in Wiesbaden unter die Lupe genommen, dokumentiert und an die breite Öffentlichkeit gebracht. Seit der Ernennung der ersten Frauenbeauftragten, Frau Brunner, beobachte ich die Arbeit des Frauenreferates. Einer meiner Schwerpunkte lag auf der Frauen- und Gleichstellungspolitik. Zum Beispiel berichtete ich über den „Backlash“ im Wiesbadener Magistrat, als 2017 in der Ära des damaligen OB Sven Gerich (SPD) nur noch männliche Dezernenten berufen wurden.
Birgit Emnet
In Wiesbaden geboren, im Stadtteilzentrum Westend tätig, arbeite ich seit 30 Jahren als Sozialpädagogin in der offenen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und als WenDo Trainerin für Frauen.
Mein Herz schlägt für die Vielfalt bei uns im Quartier und für ein respektvolles Miteinander unter Menschen aller Kulturen und Hintergründe. Im Fokus meiner Arbeit stehen von Anfang an die Mädchen und Frauen, die ich in speziellen WenDo Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskursen trainiere. Sie lernen, sich aktiv gegen Gewalt zu schützen, Ängste abzubauen und ihren persönlichen Freiraum zu erweitern.
Conni Dinges
Wir Frauen sollen wirtschaftlich unabhängig sein und uns bestmöglich versorgen. Wir sollen die Verantwortung für unsere Finanzen in allen Lebensphasen übernehmen und geeignete Lösungen finden. Das hat mir mein Leben, sowie die Biografie meiner alleinerziehenden Mutter gezeigt. Mein Weg führte vom Abitur in eine Banklehre, einer frühen Heirat in eine Scheidung, von einer Beschäftigung in einer Versicherungsagentur zu einem Studium der Betriebswirtschaftslehre an einer Fachhochschule. Anschließend arbeitete ich für eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, in der Zeit hatte ich meine Steuerberaterprüfung erfolgreich absolviert. Kurz darauf gründete ich meine eigene Steuerkanzlei. Inzwischen bin ich zum zweiten Mal verheiratet und habe 5 Kinder. Neben meiner Profession engagiere ich mich ehrenamtlich, u.a. als Delegierte im Vorstand des „LandesFrauenRats Hessen“. Meine Botschaft: Frauen müssen ihr Finanzleben in die eigenen Hände nehmen, damit sie ihre Unabhängigkeit gestalten können.
Dominique-Chantal Pontani
39 Jahre alt, Kaufmann, Musiker, beruflich als
Politiker tätig. Ich habe in der Kommunalpolitik mehr als einmal erfahren, wie rückständig wir in Fragen der Gleichstellung sind.
Als langjähriger Sänger einer Metalband verfüge ich über eine laute Stimme –und Wut. Beides setze ich gerne für die Frauenbewegung ein, damit Männerohren nicht weghören können.
Felix Kisseler
Meine Neugier brachte mich nach Wiesbaden. Nach meiner Ausbildung als Köchin entfaltete sich im Abitur mein politisches Bewusstsein: Vietnamkriegsproteste, Studentenbewegung, beginnende Frauen-, Friedens- und Umweltbewegung. Das Motto „Frauen: Steht auf und bringt euch ein!“ hat mich durch mein Medizinstudium begleitet. Das wahre Leben von Frauen aber entdeckte ich als Ärztin und Psychotherapeutin in der Beratungsstelle profamilia: Psychische und sexuelle Gesundheit, Familienplanung, ungewollte Schwangerschaften, Traumatisierung durch sexuelle und häusliche Gewalt. Ich entschied mich, als Stadtverordnete in der Fraktion B90/Die Grünen diese Themen voranzubringen, weil nur politisches Engagement strukturelle Veränderungen bringt. Das „Frauennetzwerk“ und der Verein „wif e.V.“ sind ein Resultat davon.
Helga Brenneis
Damals Schulrektorin und Fortbildnerin, heute Malerin und Buchautorin. Frauen untereinander zu verbinden war mein Wunsch. Mit der Gründung des Netzwerks „Connecta“ für berufstätige Frauen in Wiesbaden in den 90er-Jahren und mit dem Kommunikations-zentrum „KOMZ“ habe ich Räume und ein Dach für 16 weitere Vereine in unserer Stadt (mit) eingerichtet und zeitweise auch als Vorsitzende über zehn Jahre ehrenamtlich gearbeitet. Es war ein buntes Miteinander von Frauengruppen aus unterschiedli- chen Richtungen und Kulturen: Lebendig, kreativ, engagiert. Über die Frauen und die Geschichte von „KOMZ“ drehe ich im Jahr 2022 einen Film.
Marietta Wollny
Diversität, Intersektionalität und Gleichberechtigung sind unentbehrliche Werte in meiner Welt; ehrenamt- lich und beruflich. Wenn ich sehe, dass ein Thema oder eine Personengruppe erhöhte Aufmerksamkeit braucht, dann starte ich durch! So habe ich nach „Warmes Wiesbaden e. V.“ kürzlich den „Verein für eine gewalt- und diskriminierungsfreie Gesellschaft“ gegründet, um Gewaltprävention für Menschen mit Beeinträchtigung voranzubringen. Ich engagiere mich seit vielen Jahren für Aufklärung und Akzeptanz in den Bereichen geschlechtlicher Orientierung und Identität, Geschlechterrollen, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen. Darüber möchte ich erzählen.
Mascha Holly
Als ich 15 Jahre alt war, bröckelte die Fassade meines unberührten Weltbildes. Meine Freundin wurde Opfer sexualisierter Gewalt durch einen Verwandten und ich tauchte mit ihr in eine Welt der Angst und Ohnmacht. Rückblickend war diese Erfahrung ein prägendes Gegengewicht zu den Einflüssen und Reizen meines Erwachsenwerdens: Unzureichende Aufklärung über gleichberechtigte und selbstbestimmte Sexualität, Pornografie, Sexismus, die Objektivizierung von Frauen und der obligatorische Junggesellenabschied auf der Reeperbahn. All das schien völlig normal. Die Suche nach den Wurzeln dieser systematischen Ungleichheit zieht sich wie ein roter Faden durch meinen Werde-gang, bis zu meiner aktuellen Filmarbeit über das Thema Prostitution in Wiesbaden. Die Selbstverständ-lichkeit und Selbstherrlichkeit, mit der dieses patriarchale System verteidigt wird, elektrisiert mich. Das Thema geht uns alle an und ich lade Sie ein, einen Blick mit mir hineinzuwagen.
Matthias Gathof
1971 aus einer Akademikerfamilie in Griechenland nach Biebrich kommend, erhielt ich in einer Fabrik eine Nummer zugeteilt und wurde damit abgestempelt. Ich, ebenso wie 99 % der anderen Migrant:innen, kannte weder die Zusammenhänge des Lebens in Deutschland noch konnte ich Deutsch. Das wollten wir, vier Initiatorinnen der „Frauengruppe in Biebrich“, definitiv ändern. Frauen aus der Isolation nehmen, sie motivieren, Deutschlernen, über gemeinsame Probleme reden und Lösungen finden: Das haben wir erreicht. Später wurde mir klar, dass unsere Probleme nur gelöst werden können, wenn wir die Männer miteinbeziehen, statt sie von den Themen fernzuhalten. Als erste ausländische Frau im Rathaus war ich 14 Jahre politisch engagiert. Wie ich trotz Schwierigkeiten und sogar Enttäuschungen hart geblieben bin, um wichtige Entscheidungen für Frauen zu treffen, möchte ich in meiner Geschichte erzählen.
Meropi Konaka
Meine Geschichte in Deutschland beginnt 1975, als ich mit meinen sechs Geschwistern in Frankfurt gelandet und das erste Mal meiner deutschen Nachbarin begegnet bin. Sie kam mit einem rührenden Lächeln und mit einem Kuchen, dessen Duft ich noch heute in meiner Nase habe. Ich konnte zwar kein Wort verstehen, aber das war für den Augenblick kein Hindernis: Denn um Empathie und Herz zu spüren, braucht man keine gemeinsame Sprache. Diese erste Begegnung hat mich und mein berufliches Leben sehr geprägt. Ich wusste, was meine Berufung sein wird: Als Krankenpflegerin und Gründerin des Cafés für Muslimische Frauen begleite ich Menschen bei ihrer Entfaltung.
Sakina Azirar
Wir hatten keinen Plan. Wir wollten unsere Frauenkörper entdecken, selbstbestimmt handeln, einen Raum schaffen für alle Phasen des Frauseins und Frauensolidarität leben.
Inspiriert durch Sirona, die keltische Göttin des heilenden Wassers Wiesbadens, haben wir 1994 das gleichnamige Frauengesundheitszentrum „Sirona“ gegründet. Bis heute bin ich als 1. Vorsitzende, Kursleiterin und Beraterin dabei. Wir arbeiten an der Schnittstelle von Schulmedizin, Naturheilkunde und Selbstheilung. Auf allen Ebenen des menschlichen Lebens –physisch, psychisch, emotional und seelisch– ist Gesundheit für uns mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Als Homöopathin sowie Körper- und Phytotherapeutin gebe ich mein Wissen für Heilungsprozesse und Hilfsmittel weiter. Ich lade Frauen ein, ihrer Intuition zu vertrauen, um für sich den richtigen Weg zu finden.
Sigrid Schellhaas
Die Teilnahme ist kostenfrei und offen für alle interessierten Bürger:innen, die gerne ihre Ansichten reflektieren oder erweitern möchten.
Weitere Informationen gibt es hier:
wif e.V. - Begegnung & Beratung
0611- 160 23 53
Rheinstr. 79
65185 Wiesbaden